Essstörung überwunden: „Ich sehe es als Wunder“

Wie kann ich weniger essen? Wie kann ich schlanker sein, um auch geliebt zu werden? Was will ich wirklich? Das sind Fragen, hinter denen sich oftmals tiefgreifende Schicksale verbergen. Eine Frau, die sich diese Fragen in den vergangenen Jahren beinahe täglich gestellt hat, ist Rosanna Günzel. Im Interview für meinen Podcast “Wonder of Weight Loss“ sprach sie offen mit mir über ihre Essstörung und die jahrelange Arbeit, sich ihren tiefsten Ängsten zu stellen. Rosannas Geschichte hat mich tief berührt – nicht zuletzt weil es ausgerechnet ein Coaching bei mir war, das ihr Leben für immer verändern konnte.

Vielleicht kommt es Dir bekannt vor: Du willst Dich an einem Ideal orientieren, sei es ein Idealgewicht oder ein Idealkörper. Dir fehlt Liebe. Du bist nicht reflektiert genug in einigen Dingen. Du machst viel Sport. Du vergleichst Dich, immer und immer wieder. Es treibt Dich etwas um, doch Du hast in Deinem Elternhaus nicht gelernt, darüber zu reden.

Wenn Du Dich nur genug optimierst, bist Du dann glücklich?

Du willst diszipliniert sein und setzt Dir Ziele, die Du an so gut wie keinem Tag erreichst. Du schaffst nicht, was Du Dir vorgenommen hast. Deshalb fühlst Du Dich jeden Tag schlecht und als Versager. Es ist ein Teufelskreis. So und so ähnlich geht es übrigens zirka 80 Prozent aller Frauen. Wir streben ständig nach irgendetwas. Doch diese konsequente Rastlosigkeit und der hohe Anspruch an uns selbst machen uns krank. Viele Menschen, die diszipliniert leben und sich bestimmte Sachen verbieten, auf bestimmte Dinge verzichten, würden nie von einer Essstörung sprechen. Doch die Frage ist: Was soll es sonst sein?

Wenn, dann … “Wenn ich den richtigen Körper finde, wenn ich den richtigen Job finde, wenn ich den richtigen Partner finde, dann kann ich glücklich werden“, reden wir uns selbst ein. Doch was dadurch passiert, kann gravierende Folgen haben. Wie im Falle von Rosanna: “Ich habe mich sehr stark selbst bewertet, abhängig von der Idee, die ich von einem idealen Körper, dem Idealgewicht hatte.“ So ging es Rosanna seit ihrem 13. Lebensjahr. Wie genau das Ideal aussah, das sie anstrebte, weiß sie bis heute nicht genau.

Bei einer Essstörung wird das Essverhalten zur Last

Schon damals begann das Vergleichen mit anderen, das Streben nach einem Ideal. Der Druck, dem sie sich selbst jahrelang aussetzen sollte, schlug sich auf eine Weise in ihrem Essverhalten nieder, von der Rosanna nachhaltig traumatisiert wurde: “Es war immer eine Last in meinem Leben, dass ich mit meinem Essverhalten irgendwie nicht zurechtkam.“

Rosanna versuchte, durch Umbrüche in ihrem Leben auch einen Umbruch in ihrem Essverhalten zu erwirken. Mit jeder Änderung in ihrem Leben, sei es durch einen Umzug oder einen Jobwechsel, kam die Hoffnung: Jetzt würde sie endlich diszipliniert sein. Jetzt würde sie abnehmen. Endlich würde sich ihr Essverhalten ändern. Aber so war es natürlich nicht.

Essen als Struktur: Und plötzlich steckst Du in einer Essstörung

“Am Anfang, wenn sich das Leben neu sortiert, gibt es vielleicht kleine Änderungen. Doch wenn es tiefsitzende Muster sind, Gedanken, die ständig wiederkehren, kommen sie immer wieder schleichend zurück“, sagt Rosanna heute. “Am Ende war es mir zu viel: Es war die Suche nach einem Glück, nach einem anderen inneren Zustand. Den konnte ich bei anderen erkennen, die eine Leichtigkeit und eine Freude ausgestrahlt haben, die ich selber aber nicht kannte.“

Die Gedanken, die sie umgaben, trieben Rosanna in eine Essstörung. Mit dieser Situation ist sie keineswegs allein: Oft wird Essen von Menschen als Struktur genutzt. Als Struktur in einem sonst chaotischen oder haltlosen Leben. Wer etwa aus einem strukturierten Arbeitsalltag oder Familiendasein gerissen wird, kann ins Straucheln geraten. Einen gewissen Anker kann dann Essen darstellen.

Essen können wir kontrollieren und über das Essen können wir uns selbst kontrollieren. Wir verstehen, dass unser Leben sonst vielleicht wenig organisiert ist, wir in den Tag hinein leben und wir nicht reflektieren. Diese Situation, dieses Verhalten, spiegelt sich im Essen wider und greift in die Persönlichkeitsentwicklung ein. “Doch Essen ist nur das Symptom. Essen ist nur das Ergebnis. Darunter liegen Beziehungsthemen, Selbstwertthemen und vieles mehr“, weiß Rosanna mittlerweile.

Rosanna hatte Todesangst vor dem Zunehmen

Zum damaligen Zeitpunkt konnte sie ihre Situation noch nicht in ihrer Komplexität erfassen. Obwohl sie sich diszipliniert Vorgaben zu ihrer Ernährung gemacht hatte, endeten ihre Tage meist in wahren Fressattacken. Einen Gedanken, den wir alle schon mal gehört oder gefühlt haben, hatte sich bei ihr zu einem Glaubenssatz manifestiert: Kohlenhydrate machen dick, Eiweiß nicht. Doch allein das vermeintliche “Wissen“ darum veranlasste sie erst recht zu einem unkontrollierten wie scheinbar unkontrollierbaren Essverhalten.

In der Folge nahm Rosanna zu, was wiederum dazu führte, dass sie sich noch schlechter fühlte. “Ich kann es gar nicht nachvollziehen, aber ich hatte eine gewisse Form von Todesangst vor dem Zunehmen.“ Warum diese Angst vor dem Zunehmen so extrem wurde, kann Rosanna aber erst im Nachhinein reflektieren: “Ich dem Moment habe ich es nicht verstanden. Ich habe nur gemerkt: Ich habe Angst vor dem Leben und ich weiß nicht, wie ich da wieder rauskomme.“

Nur wer sich bei einer Essstörung Hilfe holt, hat eine Chance

Um ihrer Essstörung zu entkommen, ging Rosanna zahlreiche verschiedene Wege. Sie schloss sich einer Selbsthilfegruppe an, deren spirituelle Philosophie ihr zwar Halt gab, sich aber nicht auf Dauer in ihr Leben integrieren ließ. Es folgte ein Aufenthalt in der Klinik, der sie wieder an normales Essen gewöhnen, ihr Problem jedoch ebenfalls nicht dauerhaft lösen sollte. Rosanna stattete ihr Leben mit Coaches und entsprechender Literatur zum Thema Essstörung und Essverhalten aus. Der Moment der Erlösung blieb aber weiterhin aus, sie setzte ihre Suche nach Hilfe fort.

Dann wurde sie auf meine Website aufmerksam. Wie und warum, das lässt sich nicht ganz sagen. Ob Zufall oder Fügung: Rosanna rief mich eines Tages an und fragte mich, ob ich eine Arbeitskraft suchen würde. Ihr hätte gefallen, was ich tue und sie wollte einfach mal nachgefragt haben, ob ihre Dienste vielleicht gebraucht würden. Aus diesem Telefonat entwickelte sich so viel mehr, dass ich dankbar auf unsere gemeinsame Geschichte blicken darf.

Ein Treffen mit Rosanna hat unser beider Leben verändert

Rosanna entschied sich für einen Coaching-Tag bei mir. Denn auch sie weiß: Du kannst jeden Moment in deinem Leben eine Entscheidung für dich treffen oder gegen dich. Sie entschied sich für sich selbst – und es sollte sich auszahlen: “Eine Freundin, die für mich mit Auslöser war, diesen Weg zu gehen, hatte mir mal gesagt: Rosanna, Du gibst zu viel Kraft in diese Krankheit und Du verbringst so viel Zeit damit. Wenn Du das lässt, hast Du so viel mehr Kraft fürs Leben! Und das ist es, was ich jetzt einfach erlebe“, sagt Rosanna. “Es ist eine Normalität in mein Essverhalten gekommen, nach der ich mich gesehnt hatte und die ich einfach nicht mehr kannte seit meinem 13. Lebensjahr.“

Ist das nicht wundervoll? Rosanna hat erkannt, dass Essen nur ein Symptom ist und dass ganz viele andere Sachen dahinterstecken. Wenn Du diese Sachen dahinter auf einmal gelöst hast, öffnet sich die Welt für Dich und Du hast diese Energie und kannst sie für andere Themen nutzen wie etwa den Beruf, die Partnerschaft oder die Familie. Oder für Dich selbst.

“Ich wusste, dass es da eine Lösung geben wird“

Nach einem intensiven Coaching-Tag bei mir hatte Rosanna für sich Antworten auf Fragen gefunden, die sich für sie seitdem gar nicht mehr stellen. “Für mich war es eine Bestätigung meiner inneren Führung, die wusste, dass es da eine Lösung geben wird. Die Arbeit mit Dir, Birgit, war einfach magic. Eine Methode, die genau im richtigen Moment eingesetzt wurde, wodurch ich den Schlüssel herausgefunden habe und sich das Thema einfach aufgelöst hat.“

Ihr könnt euch vorstellen, wie glücklich mich ein solches Feedback zu meiner Arbeit macht. Es zahlt die Summe aller Möglichkeiten oder aller Methoden immer auch darauf ein, was passiert, wenn jemand zu mir zum Coaching kommt. Bestimmt hatte jedes Element, das Rosanna in ihrem Leben integriert hat in all den Jahren, den nötigen Einfluss. Sie ist so viele verschiedene Wege gegangen, um letztendlich da anzukommen, wo sie jetzt ist. Wäre sie vorher zu mir gekommen, ohne all ihre Erkenntnisse auf ihrem langen Weg, hätte das Coaching wahrscheinlich nicht den gleichen Effekt gehabt. Doch es war ein voller Erfolg und darauf sind wir beide sehr stolz.

Selbstverantwortung: Annehmen ist ein erster Schritt zur Veränderung

“Ich wünsche es so vielen Menschen wie möglich, dass sie das auch erleben dürfen, diese Freiheit, diese Lösung aus der Art von Gefängnis, in der ich selbst eingesperrt war und gelebt habe“, sagt Rosanna. Das wünsche ich mir auch. Annehmen ist ein erster Schritt zur Veränderung und ich möchte jeden da draußen mit auf den Weg geben: Solange Du Deine jetzige Situation, in der Du bist, nicht annehmen kannst, kannst Du eigentlich auch keine Verantwortung übernehmen für Dein Leben.

Das sieht Rosanna genauso: “Wir dürfen alle mehr verstehen, dass es Ereignisse in unserem Leben gibt, die oft ganz klein sind. Es muss nicht immer was Großes sein, es reicht eine Begegnung, ein Satz oder ein Wort, den wir hören und den wir unser Leben lang mit uns tragen. Der einen so großen Einfluss auf unser Leben hat und darauf, wie wir denken und handeln.“ Doch zum Glück gibt es Methoden, mit denen man Dinge lösen und sein Leben neu gestalten kann. “Ich sehe es als Wunder“, sagt Rosanna und ich schließe mich ihr an.

Das ganze Interview mit Rosanna könnt Ihr nachhören in meinem ehemaligen Podcast “Wonder of Weight Loss“

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